Tag der Menschenrechte – Ich Bin Ein Unternehmer

Ich bin ein Unternehmer und lebe seit 15 Jahren in Kiel. Kurze Zeit nach dem Putschversuch in der Türkei wollte ich meine kranke Mutter in der Türkei besuchen. Als ich am 05.11.2016 in die Türkei einreisen wollte, wurde ich in Izmir am Adnan Menderes Flughafen von der Polizei festgenommen. Es stellte sich heraus, dass eine Anzeige gegen mich vorlag. Gegen mich wurde ein Ermittlungsverfahren aufgrund einer Mitgliedschaft und die Unterstützung einer Terrororganisation eingeleitet. Außerdem habe ich erfahren, dass auch gegen meine Ehefrau und meine Tochter Ermittlungen eingeleitet wurden.

Nachdem ich einen Tag in Gewahrsam gehalten wurde, musste ich vor dem Staatsawalt aussagen. Dieser hat mir erklärt, dass eine Bekannter aus Deutchland mich angezeigt habe. Laut Aussage dieser Person habe ich über mein Facebook-Konto Mitteilungen geteilt, die den Putschversuch unterstützen würden. Meiner Ehefrau und meiner Tochter wurde vorgeworfen im Namen der Gülen Bewegung Spenden gesammelt zu haben. Der Staatsanwalt hat bestätigt, dass außer der Anzeige meines Bekannten keine Beweise gegen mich oder gegen meine Familie besten würden. Obwohl ich seit 15 Jahren in Deutschland lebe, wurde ich damit beschuldigt, Mitglied einer Terrororganisation zu sein. Nach meiner Aussage wurde ich freigelassen. Mir wurde jedoch die Ausreise aus der Türkei verboten. Nach einer Zeit wurden die Ermittlungen gegen mich eingestellt. Als ich am Flughafen ankam um wieder nach Deutschland zu meiner Familie zurückzukehren, wurde mein Reisepass beschlagnahmt. Obwohl keine Ermittlungen mehr gegen mich geführt wurden, wollte mir keiner der Verantwortlichen die Ursache dafür erklären. Mir wurde auch keine Auskunft erteilt, an wen ich mich wenden müsste. Nach zwei Monaten und unzähligen Anträgen bei verschiedenen Behörden hat man mir meinen Reisepass wieder zurückgegeben. Ich habe somit insgesamt viereinhalb Monate gebraucht um wieder nach Deutschland zurückkehren zu dürfen.

Meine eigenen Erfahrungen haben mir das tatsächliche Ausmaß der rechtswidrigen Praktiken der türkischen Justiz nach dem Putschversuch gezeigt. Ich wurde Zeuge darüber, das die Beamten nur auf Anweisungen ihrer Vorgesetzten handelten. Es wurden spezielle Hotlines eigerichtet, damit die Menschen ihre Bekannten anzeigen können. Die Staatsanwaltschaft hat tausenden von Ermittlungen wurden nur anhand von anonymen Anzeigen über diese Hotlines eingeleitet.

Ein Polizist am Flughafen zeigt mir aif senem Schreibtisch einen großen Stapel voller Akten über weitere Ermittlungen, die aufgrund von Anzeigen eingeleitet wurden.

Der Staatsanwalt hat mir während meiner Anhörung nur lächerliche Fragen gestellt. Er wollte wissen, ob ich bei der Bank Asya ein Konto habe, ob ich Geld in Vereinigten Staaten überwiesen habe oder ob ich jemals eine der Gülen Bewegung nahen Schulen besucht habe.

Diese ganzen Ereignisse haben sich sehr negativ auf meine Geschäftsleben ausgewirkt. Sowohl meine als auch die Psyche meiner Familie hat sehr stark darunter gelitten. Ich befinde mich weiterhin in psychologischer Behandlung. Obwohl die Ermittlungen gegen mich eingestellt wurden, bestehen die Ermittlungen gegen meine Ehefrau und gegen meine Tochter weiterhin. Das heißt, dass wir für eine lange Zeit nicht in die Türkei reisen können. Außerdem kann meine Familie beim türkischen Konsulat keinerlei Dienste in Anspruch nehmen.